Die Körperpsychotherapie
Zur Entstehung
Die Grundlagen der Körperpsychotherapie legte der Psychoanalytiker, Arzt und Naturforscher Wilhelm Reich, (1897 – 1957).
Seine Forschungen und Entdeckungen führen ihn in den 1930er Jahren zu der Erkenntnis, dass sich psychische Erkrankungen im Körper widerspiegeln. So beobachtete er unter anderem, dass unterdrückte Gefühle zu Verspannungen in Muskeln und Bindegewebe führen können.
Reichs wissenschaftliche Arbeit und Erkenntnisse, sowie seine politischen Ideen führten zu schweren Konflikten mit der orthodoxen analytischen Bewegung und dem politischen Mainstream im deutschen Reich. 1934 wurde er aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung ausgeschlossen und floh vor dem Faschismus über weitere Stationen in die USA.
Körperpsychotherapie heute:
Mittlerweile ist es wissenschaftlich gesichert, dass Gefühle, die wir verdrängen bzw. abspalten müssen, sich in Muskelverspannungen oder anderen somatischen Beschwerden äußern. Wie oft handeln wir gegen unsere Gefühle, was dann zum Beispiel zu Spannungen im Nacken oder im Rücken führt. So spricht man/frau zu Recht von „der Angst im Nacken“, „der Wut im Bauch“, „dem Druck im Kopf“, „der Trauer im Herzen“ oder „der Panik, die den Atem stocken lässt“.
Die Körperpsychotherapie umfasst nicht nur therapeutische Gespräche sondern bezieht das Fühlen, die Emotionen und den körperlicher Ausdruck mit ein. Die bewusste Atmung, Bewegungsimpulse, Spannung und Entspannung sowie der Umgang mit Stress finden in der Arbeit Beachtung.
Durch körperliches Wahrnehmen und Berühren, wird emotionales und kognitives Handeln erfahrbar und integriert, es wird verstanden. Der Zugang zu Empathie, Beziehungsbereitschaft und Lust kann mit Hilfe körperpsychotherapeutischer Arbeiten geöffnet werden.
Beispiele:
Eine Mutter mit einem ruhelos schreienden Baby ist gestresst und verzweifelt. Sie erfährt erst dann wieder Ruhe, Gelassenheit und Selbstwirksamkeit, wenn sie sich emotional und energetisch verstehen und verbinden kann: „Was ist in meinem Körper los, wenn das Baby schreit?“. Mit dieser Erkenntnis kann sie ihr weinendes Baby halten, ohne dass ihr der Boden unter den Füssen weggezogen wird. Emotional erfasst, bedeutet kognitiv verstanden und ermöglicht so nachhaltige Veränderung.
Auch Säuglinge und Kleinkinder stehen unter Spannungen und Druck, wenn ihr Organismus keine ausgeglichene Selbstregulation erfährt. So kann der Schreck eines Babys in seinen Augen zu sehen sein oder das Geburtserlebnis entlädt sich im verzweifelten Schreien. Oder das Baby erlebt während einzelner Entwicklungsschritte immer wieder das Gefühl stecken zu bleiben, entsprechend der Erfahrung im Geburtskanal.
Begleitendes Weinen, die Erlaubnis, „die erlebte Geschichte zu erzählen“, bindungsunterstützende Körperberührungen und Massagen helfen dem Baby sich in solchen Situationen zu regulieren.
Körperpsychotherapie unterstützt somit den dynamischen Prozess für eine Selbstregulation und schafft die Voraussetzung für körperliches und geistiges Wohlbefinden für Mutter, Vater und Kind.