Eltern die zu Begleitungen bei mir sind oder waren lade ich ein einen Geburtsbericht oder die Erfahrungen mit ihrem Baby aufzuschreiben und wenn die Eltern möchten diese Berichte hier auf der Seite zu veröffntlichen.
Die Berichte werden und wurden von mir nicht zensiert
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Unsere Tochter
war ein absolutes Wunschkind. Meine Schwangerschaft genoss ich von der ersten bis zur letzten Minute. Bis auf die üblichen Wehwehchen hatte ich kaum mit Problemen in der Schwangerschaft zu kämpfen.
In der Woche vor dem Entbindungstermin empfahl meine Frauenärztin mir ein Vorbereitungsgespräch in meiner Entbindungsklinik, da sie das Baby als sehr groß gemessen hatte. Die Klinik korrigierte das Gewicht etwas nach unten, Empfahl aber mit einer Einleitung nicht länger als sieben Tage nach ET zu warten. Drei Tage nach meinem ET wurde ich mit Verdacht auf Gestose wieder ins Krankenhaus geschickt, doch der erhöhte Blutdruck bestätigte sich nicht, sodass ich wieder nach Hause konnte. Am Freitag, sechs Tage nach ET, bekam ich eine Einweisung ins Krankenhaus für die Einleitung.
Doch in der Nacht zu Samstag gegen vier Uhr morgens setzen die Wehen ein. Regelmäßig, aber noch in weiten Abständen. Morgens telefonierte ich mit der Klinik und sie empfahlen mir, trotzdem zu kommen. Das CTG bei der Aufnahme bestätigte, dass die Wehen zu regelmäßig und stark für eine Einleitung waren. Also wurde ich erstmal auf die Station geschickt, damit geschaut werden konnte, wie sich die Situation entwickelt.
Nachmittags kamen die Wehen schon in fünf Minuten Abständen, während ich die Flure hoch und runter lief. Gegen 18 Uhr stellte der Arzt fest, dass der Muttermund 3 cm geöffnet war. Ich hatte starke Schmerzen, sodass man mich in den Kreissaal verlegte, da man mir dort besser helfen konnte. In Absprache mit den Hebammen bekam ich dort auch einen Einlauf und homöopathische Medikamente. Im Anschluss ging ich in die Badewanne. Dies tat mir sehr gut, die Wehenstärke und – häufigkeit nahm etwas ab, ich entspannte mich. Zwischendurch verließ ich die Badewanne, da die Wehen aber schlimmer wurden, ging ich wieder zurück baden. Um kurz nach Mitternacht wurde ich erneut von den Hebammen untersucht.
Der Muttermund war 6cm geöffnet, aber das Kind senkte sich leider nicht mit dem Kopf ins Becken, es lag sogar falsch. Die Hebammen empfahlen mir, mich auf die Seite zu legen, damit sich das Köpfchen dreht und doch noch ins Becken eintritt. Leider habe ich den Tag über festgestellt, dass ich im Liegen sehr starke Wehenschmerzen bekam, sodass liegen für mich keine Option war. Deswegen wurde mir zu einer PDA geraten. Ich willigte ein, da es augenscheinlich keinen anderen Weg gab. Der Narkosearzt wurde geweckt und die PDA vorbereitet. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon alle drei Minuten Wehen. Leider musste der Arzt mehrmals zustechen, er brauchte insgesamt fünf Versuche.
Zwischendurch kamen natürlich Wehen und ich musste mich stark konzentrieren, da ich mich nicht bewegen durfte. Ich wurde aufgefordert, mich sogar mehr zu entspannen, da meine Muskulatur zu verkrampft sei. Ich versuchte alles so gut wie möglich zu befolgen. Dann hörte ich auch noch, wie der Narkosearzt sagte: „Kann sich jemand um den Mann kümmern, der kippt glaube ich gleich um.“ Trotz allem versuchte ich, mich zu entspannen und dann saß die PDA endlich.
Meinem Mann ist auch nichts passiert, er wurde rechtzeitig auf ein Sofa gesetzt. Dies war der Zeitpunkt, wo ich das Gefühl hatte, mir wurde die Geburt aus der Hand genommen.
Ich musste mich hinlegen und ich spürte weder die Wehen noch mein Kind mit der PDA. Ich sah nur auf dem CTG und anhand der anspannenden Bauchdecke, dass ich Wehen haben müsste. Nun lag ich da und wartete und wartete. Es gab nichts, was ich tun konnte. Morgens um sechs kurz vor dem Schichtwechsel stellte man fest, dass der Muttermund vollständig geöffnet war, aber das Kind immer noch nicht in das Becken eingetreten war. Nach dem Schichtwechsel untersuchte mich die neu eingetroffene Hebamme und öffnete die Furchtblase. Manchmal würde die Fruchtblase ein eintreten ins Becken behindern. Sie sagte, wir warten jetzt noch zwei Stunden und wenn sich dann nix getan hat, wird ein Kaiserschnitt veranlasst.
Ich brach in Tränen aus, da ich vor einem Kaiserschnitt wahnsinnige Angst hatte. Die ganze Anspannung und Warterei der letzten Nacht entluden sich schlagartig. Die Hebammenschülerin, die mich begleitete, beruhigte mich und erklärte mir alles in Ruhe. Wie der Kaiserschnitt ablaufen würde, was mit mir und meinem Kind passiert. Ich beruhigte mich langsam und wartete.
Nach einer Stunde stellte die Hebamme fest, dass es tatsächlich so aussieht, als würde sich das Köpfchen senken. Ich hätte noch Tage gewartet, wenn sich dadurch ein Kaiserschnitt verhindern ließe.
Eine Stunde später bestätigte sich der Eindruck leider nicht. Der Oberarzt kam, untersuchte mich und veranlasste wegen Geburtsstillstand den Kaiserschnitt. Es war inzwischen nach zehn Uhr morgens. Es kamen jede Menge Leute in den Raum und bereiteten mich auf den Kaiserschnitt vor.
Eine Anästhesistin klärte mich über die Risiken auf, ein zweiter spritze die PDA auf. Hebammen betteten mich um und schoben mich in den OP. Dort wurde ich weiter mit Elektroden und anderen Sachen zugeklebt. Ich hatte sehr viel Angst, besonders als der Oberarzt mit einer Pinzette testete, ob ich noch was merke und ich es tatsächlich gespürt hatte. Aber der Kaiserschnitt an sich verlief gut. Um 10:58 Uhr legte der Arzt mir meine Tochter auf die Brust. Zwar hinter den Vorhang, aber sie war bei mir. Und es ging ihr gut. Sie wurde kurze Zeit später von den Kinderärzten in den Nebenraum mitgenommen und untersucht. Ich konnte sie die ganze Zeit sehen. Dann wurde sie auf meine Brust unter einen Wärmefön gelegt. Wir sahen uns das erste Mal in die Augen. Als mein Mann sprach, der die ganze Zeit an meinem Kopf hinter mir gesessen hat, suchte sie die ihr bekannte Stimme, es war ein schöner Moment. Nach ein paar Minuten bekam mein Mann meine Tochter auf den Arm und beide gingen zurück in den Kreissaal, während ich zugenäht wurde. Als ich zurück in den Kreissaal geschoben wurde, zitterte ich am ganzen Körper unkontrolliert und heftig. Mir war furchtbar kalt, aber ich war erleichtert, dass es meiner Tochter und auch mir den Umständen entsprechend gut ging. Die Geburt spukte noch mehrere Wochen in meinem Kopf rum und beschäftigte mich. Gerne hätte ich eine natürliche Geburt gehabt. Ich war enttäuscht und frustriert und frage mich bis heute, ob eine längere Wartezeit am Ende doch zu einer natürlichen Geburt geführt hätte. Eine genaue Ursache des Geburtsstillstandes wurde nicht gefunden, meine Tochter war weder besonders dick, noch war die Nabelschnur zu kurz. Es lässt sich nicht mehr ändern, doch werde ich immer mit Wehmut und Enttäuschung an die Geburt zurückdenken.
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Die Geburt unseres Sohnes
Alles begann mit einem unguten Gefühl am 27.12.2017. Abends im Bett dachte ich, irgendwas stimmt nicht und weckte meinen Mann. Ich sagte ihm das ich mich nicht gut fühle und ins Krankenhaus fahre. Da ich davon ausgegangen bin, das ich schnell wieder zu Hause bin sagte ich ihm er solle im Bett bleiben. Von dieser Idee hielt er jedoch gar nichts und stand auf. Mit gepackter Tasche fuhren wir ins Krankenhaus. Wir meldeten uns an und es ging zum CTG. Wehen hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine und nach dem Gespräch mit der Ärztin, stellte sich heraus das meine Schmerzen vom Nierenstau kamen, an dem ich schon längere Zeit litt. Aufgrund der Schmerzen wurde ich stationär aufgenommen. Die Ärztin wollte am nächsten Morgen abklären ob die Geburt eingeleitet werden soll. Als diese Worte fielen, bekam ich ein ungutes Gefühl und Angst machte sich breit. Nachdem die Schwester mich in Empfang genommen hat und mir ein Schmerzmittel verabreicht wurde, fuhr mein Mann nach Hause. Nach einer unruhigen Nacht, mit wenig Schlaf trat das ein was die Ärztin sagte. Die Geburt wurde eingeleitet. Ich bekam meinem „Cocktail“ und ich informierte meinen Mann, der auch wenig später im Krankenhaus eintraf. Da mir die Schwestern sagten das es dauern wird bis der „Cocktail „ wirkt beschlossen wir, ein Stück zu gehen und frische Luft zu schnappen. Vor dem Eingang des Krankenhauses angekommen, wurde mir auf einmal richtig schlecht und ich musste mich übergeben. Nachdem alles raus war machten wir uns sofort wieder auf den weg nach oben zur Station. Auf dem Weg dorthin bekam ich auf einmal wieder Schmerzen und ich konnte mich kaum noch bewegen. Auf dem Zimmer angekommen, informierte mein Mann die Schwester über meine Lage. Nach einem kurzen Gespräch mit ihr, beschloss sie im Kreissaal anzurufen. Da die Schmerzen immer schlimmer wurden, war ich nicht in der Lage das kurze Stück von der Station rüber zum Kreissaal aus eigener Kraft zu schaffen, so das die Schwester beschloss mich mit dem Bett rüber zu fahren. Im Kreissaal angekommen nahm das ungute Gefühl noch weiter zu. Ich fühlte mich nicht wohl und das lag nicht nur daran das ich mit dem Bett mitten im Gang „geparkt” wurde. Wie sich leider zeigen sollte hat mich mein Gefühl nicht getäuscht. Die Schmerzen wurden immer heftiger doch eine Hebamme war
erst einmal nicht zu sehen. Nach etwa 10 Minuten,die sich für mich bzw.uns wie eine Ewigkeit anfühlten, kam endlich jemand. Begrüsst wurden wir von der Hebamme mit den netten Worten: „ Wieso kommt DIE denn mit dem Bett?jetzt muss ich die da raus holen und ich hab es eh schon im Rücken!“ Die gute Dame hielt es weder für nötig uns zu begrüssen, noch sich vor zu stellen. Geschweige denn auch nur im Ansatz zu versuchen mir die Angst zu nehmen,oder zu fragen wie es mir geht. Ab hier nam das Drama dann seinen Lauf.Widerwillig machte sie ihren Job und brachte uns in ein Zimmer. Dort angekommen sollte ich aus dem Bett heraus und auf das Geburtsbett. Hilfe von der Dame mit Rückenschmerzen war dabei nicht zu erwarten und kam auch nicht, so das mein Mann es übernahm. Schlecht gelaunt und grummelt verließ die Hebamme, mit den Worten ich komm gleich wieder, das Zimmer. Meine Angst stieg immer weiter.Gleichzeitig machte sich aber auch Wut in mir breit. Schliesslich war es unser erstes Kind und wir wussten absolut nicht was auf uns zu kommt. Da kann man eine solche Hebamme richtig gut gebrauchen. Nach etwa weiteren 10 bis 15 Minuten bekam ich endlich was gegen die Schmerzen und das CTG wurde angeschlossen. Gott sei Dank nicht von der Dame mit Rückenbeschwerden. Nachdem das Schmerzmittel wirkte konnten wir uns etwas beruhigen. Wehen waren nur leichte auf dem CTG zu sehen, also versuchten wir das beste aus der Zeit zu machen. Da sich „nichts” tat beschloss ich meinen Mann gegen 18 Uhr noch einmal nach Hause zu schicken. Schliesslich konnte er nicht wirklich was tun und hatte auch nicht viel geschlafen. Vielleicht habe ich geahnt das wir noch viel Kraft brauchen werden und wollte deswegen das er sich noch etwas ausruht. Nachdem im Laufe der Zeit die Wehen stärker wurden, kam gegen 21 Uhr der zuständige Arzt für die PDA. Im Schlepptau die Hebamme mit Rückenschmerzen und einen Assistenten. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Scheinbar waren alle nicht Menschen der vielen Worte, denn auch der Arzt bekam nur raus: „ So ich bin jetzt da. Wir legen jetzt die PDA.“ Wie sich heraus stellen sollte war der gute Mann ein Meister seines Fachs. Ich sollte einen Katzenbuckel machen damit er die Nadel setzen kann. Dies ist natürlich ein leichtes für eine Frau mit Babybauch. Nachdem man merkte das ich es nicht schaffe eine Buckel zu machen, versuchte die Dame mit Rückenschmerzen mir zu „helfen” indem sie mich nach
vorne runter drückte. Diese „hilfe” war in den ersten beiden Versuchen erfolglos. Sprich zweimal gestochen,keine PDA. Der Arzt wollte einen dritten Versuch starten und ich fragte die Hebamme ob sie mir noch einmal helfen würde einen Buckel zu machen. Schliesslich wollte ich das die PDA endlich sitzt. Ihre Antwort darauf war: „ Das schaff ich mit meinem Rücken nicht mehr.“ Mir blieb also nichts anderes übrig als es alleine zu versuchen. Geschafft habe ich es natürlich nicht und nach insgesamt fünf Stichen hat der Arzt aufgegeben. Er gab mir noch zu verstehen das es meine Schuld sei das es nicht funktioniert. Er sagte: „ Du kannst keinen Katzenbuckel machen,also hast du jetzt Pech gehabt.“ Der Assistent fragte mich dann noch wie lang ich denn schon Wehen hätte. Als ich ihm acht Stunden sagte,bekam ich zur Antwort: „Ach,das geht doch noch.“ In diesem Moment wäre ich am liebsten ausgeflippt und dachte nur, du Blödmann liegst ja auch nicht hier! Unvollrichteter Dinge verliessen alle das Zimmer. Wenig später kam mein Mann zurück. Als er das Zimmer betrat hörte ich nur, das gleich nochmal versucht wird die PDA zu legen. Wütend rief ich von der Toilette aus das dieser Idiot bloß abhauen soll! Mein Mann sagte mir das ein anderer Arzt kommen wird. Kurze Zeit später kam eine Ärztin von der Intensivstation. Ihre Laune war nicht die beste, jedoch sagte sie mir das es nichts mit mir zu tun hat. Sie schaute sich das Werk ihres Kollegen an und sagte ich bin sofort zurück. Sie verliess das Zimmer und durch die halb geschlossene Tür hörte man, wie sie ihren Kollegen zur Sau macht. Sie kam zurück und brachte nach zwei Stichen das zu Ende, was ihr Kollege mit fünf nicht geschafft hat. Die PDA saß endlich und auch die Hebammen hatten Schichtwechsel. Nachdem man mir kurz erklärte wie ich im Falle von starken Schmerzen etwas nachspritzen kann, ließ man uns erstmal alleine. Nachdem die PDA wirkte sind wir immer mal wieder eingeschlafen. Gegen 03:00 ging es dann auf einmal richtig los. Die Wehen wurden immer stärker. Der Muttermund war jedoch nicht weit genug geöffnet. Nachdem es immer wieder hiess,wir warten noch, drehte sich die Meinung der Hebammen nach ca. einer Stunde komplett. Auf einmal hiess es, so langsam müssen wir aber. Also sollte ich in den vierfüßler Stand. Keine Minute in dieser Position merkte ich schon, das diese von den Schmerzen her nicht aus zu halten war. Ich sagte das ich es so nicht aushalte. Die Hebamme interessierte das wenig und die verliess mit den Worten: „ das müssen sie aber, wenn’s nicht geht klingeln sie.“ das Zimmer. Die Tür war kaum zu da sagte ich meinem Mann er soll die Hebamme sofort zurück holen. Er klingelte und sie kam. Sie wollte noch immer das ich in dieser Position bleibe.
Letzendlich konnte ich sie aber doch davon überzeugen das es nicht geht. Sie wollte die diensthabende Ärztin informieren und wir waren wieder alleine. Nach ein paar Minuten kam die Ärztin mit zwei Hebammen. Mir wurde wieder nahe gelegt das langsam was passieren muss. Die Ärztin untersuchte mich erneut. Wie ich im Nachhinein durch meinen Mann erfahren habe, stach sie bei dieser Untersuchung die Fruchtblase auf. Ich fragte noch was das gerade war aber bekam nur zur Antwort : „ nichts.“ Die Wehen wurden immer heftiger und auf einmal wurde es total stressig und hektisch im Raum. Sowohl die Ärztin als auch die Hebammen vermittelten kein Gefühl der Beruhigung, sondern ein Gefühl der Panik. Wieder sollte ich in den vierfüßler Stand. Unser Sohn war auf dem Weg. Die Ärztin wurde immer hektischer. Wieder sollte ich die Position wechseln. Auf dem Rücken liegend war der Kopf schon raus, jedoch hing der kleine an der Schulter fest. Wieder wurde ich in eine andere Position gebracht. Der Stress und die Hektik nahmen immer mehr zu. Wieder sollte ich auf den Rücken und nach unendlichen Minuten war der kleine auf der Welt. Die Hektik jedoch ließ nicht nach. Man hörte keinen Schrei. Wortlos wurde unser Sohn ins Nebenzimmer gebracht und wir waren wieder alleine. Ich fragte meinen Mann warum unser Kind nicht schreit und er versuchte mich zu beruhigen. Angst machte sich bei uns beiden breit. Informationen oder auch nur jemand der bei uns ist, Fehlanzeige. Wir blieben minutenlang allein im Zimmer. Endlich öffnete sich die Tür und mein Mann durfte zu unserem Sohn. Jetzt hörte man auch ein schreien. Im Nebenzimmer waren zwei Schwestern der Kinderintensivstation. Die sagten meinem Mann das der kleine die Nabelschnur zweimal um den Hals und zu viel Flüssigkeit in der Lunge hatte. Sie nahmen den kleinen zur Beobachtung mit und man sagte uns wir könnten ihn Nachmittags wahrscheinlich wieder abholen wenn sich die Lage verbessert hat. Wir wurden in ein anderes Zimmer gebracht. Wir hatten Angst um unser Kind und machten uns Sorgen. Informationen gab es wieder mal keine. Nach ca. Zwei Stunden ohne Infos oder ähnlichen Beistand, kam auf einmal eine Schwester ins Zimmer. Auf dem Arm unseren Sohn. Er hatte sich stabilisiert und nach vier Stunden „nichts wissen” hielt ich zum ersten mal mein Kind im Arm.
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Liebe Hebammen, Babykursleiterinnen, Ärzte,
ich weiss, Ihr habt es Alle nur gut gemeint – ich weiss, Ihr seid “Fachleute”, wenn es um Babies geht und Ihr möchtet helfen und unterstützen – doch genau das, habt Ihr leider sehr oft nicht getan. Die vermeintliche Hilfe ging für uns so häufig völlig am Ziel vorbei und hat unsere Lage eher schlechter als besser gemacht. Ich hatte mir vorgenommen, mich nicht von Erwartungshaltungen, Ratschlägen und tausend verschiedenen Meinungen verrückt machen zu lassen, doch in einem ruhigen Moment im Nachhinein erkenne ich, wie sehr ich doch von all dem verunsichert war – und das in einer Situation geprägt von Schlafmangel, Hormonchaos, körperlicher Überforderung und geistiger und sozialer Unterforderung.
Unser Baby war von Anfang an innig geliebt und sehnlich erwartet, doch nach einer nicht ganz einfachen Schwangerschaft voller Schmerzen und einer schweren Geburt, stellte sich heraus, dass unser Baby einiges mehr von uns braucht, als wir zuvor dachten.
Vieles verunsichert mich heute nicht mehr, sondern macht mich eher wütend.
Deshalb muss ich Euch doch einmal schreiben, was ich alles nicht gebraucht hätte…
Im Geburtsvorbereitungskurs im Geburtshaus hätte ich es nicht gebraucht, dass uns suggeriert wurde, dass natürliche Geburten ohne medizinische Eingriffe der Standard sind und jede Frau quasi selbst dafür verantwortlich ist, wie die Geburt verläuft.
Ich habe fleissig atmen und Geburtspositionen geübt, positive Bilder vor meinem inneren Auge hervorgerufen, Mantras zum Verarbeiten der Wehen erlernt – doch die Geburt verlief völlig anders als gedacht, denn die Wehen kündigten sich nicht lange an, sondern setzten plötzlich mit aller Wucht ein und kamen sofort alle 3 Minuten. Wir hatten direkt im Kreissaal angekommen grünes Fruchtwasser, unser Baby hatte Stress, die Herztöne gingen immer hoch, wenn ich mich setzen wollte, sodass ich die Wehen lange nur im Stehen verarbeiten konnte. Wie sich später herausstellte, hatte sich unser Schatz auch die Nabelschnur mehrmals um den Hals gewickelt. Nach fast 15 Stunden steckte er fest und musste mit der Zange geholt werden. Und ich fühlte mich wie ein Versager, weil ich es nicht ohne Schmerzmittel und nicht ohne ärztlichen Eingriff geschafft hatte, mein Baby auf die Welt zu bringen. Ich habe stundenlang gearbeitet, doch diese Leistung, die mein Baby und ich gemeinsam vollbracht hatten, konnte ich erstmal nicht richtig sehen. Ich war einfach nur unendlich erschöpft.
Uns wurde immer gesagt, wir sollten uns nicht mit negativen Geburtserfahrungen anderer Frauen belasten (denn dann beschwören wir es ja selbst herauf…), doch heute denke ich, es wäre viel hilfreicher gewesen, uns auch im Geburtsvorbereitungskurs nicht nur am Rande, sondern als grosses Thema über Komplikationen, medizinische Eingriffe, usw. zu informieren. Und vor allem, wäre es ganz wichtig gewesen, zu sagen: “Ihr Frauen macht einen tollen Job, Ihr versucht Euer Bestes, doch wenn Ihr Hilfe unter der Geburt in Anspruch nehmt, ist das völlig ok und oft sogar lebenswichtig für Euch oder Euer Kind und Ihr seid als Mutter nicht weniger wert, weil Ihr es nicht alleine geschafft habt.”
Ich weiss, dass gerade die Hebammen dies auch nicht wirklich denken und einen vor unnötigen Eingriffen schützen möchten, doch ich habe mich einfach so oft gefühlt, als würden sie meinen, man könne fast jedes Kind in einer Geburtswanne mit Globuli und Aromatherapie bekommen, wenn man es nur wirklich wollte.
Ich würde mir einfach wünschen, dass die Hebammen und Ärzte besser miteinander arbeiten würden und man sich als Schwangere nicht so häufig im Spannungsfeld zwischen diesen Parteien fühlen müsste. Denn es geht doch nicht um wissenschafliche Dogmen verschiedener Fachrichtungen, sondern darum, Frauen in ihrem Weg durch die Geburt zu begleiten – egal wie dieser aussehen mag.
Doch die schlimmste Zeit war mit Abstand die Zeit auf der Wöchnerinnenstation. Diese hätte ich einfach komplett nicht gebraucht: nicht die Sprüche, ich solle nicht heulen, sonst würde ich auch keine Glückshormone bilden; nicht das übergriffige Heranpressen des Kopfes meines Babies an meine Brust als das Stillen nicht klappte; nicht das Genervtsein und die psychologische Inkompetenz der Schwestern, das Warten auf Hilfe, die lächerliche “Stillberatung” von 15 Minuten, die mir suggerierte, ich würde das Baby einfach nur falsch halten, die Kommentare zur Saugverwirrung usw.
Wenn es der gesundheitliche Zustand von Mutter und Kind zulässt, würde ich bei der Situation in den meisten Krankenhäusern jedem raten, ambulant zu entbinden und ein paar Stunden nach der Geburt nach Hause zu gehen. Doch so mutig war ich als Erstgebärende nicht und die Entzündugswerte unseres Sohnes mussten nach der schweren Geburt noch ein paar Tage lang gecheckt werden.
Eine Wöchnerinnenstation ist keine normale medizinische Abteilung, es geht nicht nur um das Messen des Blutdrucks, der Temperatur, etc., sondern um Menschen, die in einer völligen Ausnahmesituation sind und die Verständnis und Unterstützung brauchen. Ich möchte nicht mit dem medizinischen Personal tauschen, ich weiss, welchen Pflegenotstand es in Deutschland gibt, doch die meisten Schwestern auf unserer Station, haben den Beruf verfehlt oder sollten sich in andere Stationen versetzen lassen.
Es geht Gott sei Dank auch anders, denn unsere Nachtschwester war genau so, wie man es sich als frisch gebackene und völlig übermüdete Eltern wünscht. Sie kam immer schnell zu uns, wenn wir klingelten, zeigte keinen Funken von “genervt sein”, versuchte uns wirklich mit unserem Baby zu unterstützen (z.B. durch Pucken) und hatte einfach Verständnis, dass wir völlig am Ende waren, da unser Schatz nicht trinken wollte, nur schrie und nicht lange schlief. Bei den meisten anderen fehlte anscheinend jegliche Ausbildung oder Feingefühl.
Zu Hause hätte ich zudem eine andere Hebamme gebraucht, die mich intensiv beim Stillen unterstützt, mehr Zeit für uns gehabt und nicht so sehr in ihren eigenen Dogmen gelebt hätte. Das ständige Abpumpen und Füttern mit dem Finger-Feeder verlangte mir alle Kraft und jeglichen Schlaf ab. Irgendwann war für mich der einzige Ausweg, komplett die Reissleine zu ziehen und auf Flaschennahrung umzustellen. Ich konnte gar nicht mehr klar denken und wollte, dass es endlich einfach schön mit unserem Baby würde.
Mit meinen jetzigen Erfahrungen würde ich unserem Baby neben dem Anlegen einfach ein paar Flaschen geben, bis ich als Mutter wieder etwas zu Kräften gekommen wäre, damit das Baby erstmal satt und zufriedener wäre. Heute hätte ich da weniger Schuldgefühle und Angst vor einer vermeintlichen Saugverwirrung, aber damals habe ich mich wie die schlimmste Rabenmutter gefühlt, da ich mein Kind nicht lange stillen konnte.
Später im Babykurs im Geburtshaus hätte ich gerne auf die ständigen Belehrungen mit erhobenem Zeigefinger zum Thema Beikost und Ernährung allgemein verzichtet.
Im Geburtshaus wird gerne postuliert, dass nur selbstgekochter Brei keine Kindesmisshandlung ist und Gläschen nur Dreck enthalten. Mein Baby war aber nie ein ruhiger, zufriedener Zeitgenosse, der zufrieden mit seinen Füssen gespielt hat, während Mama Pastinaken püriert. Mein Baby wollte am liebsten 24 Stunden getragen werden oder zumindest meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich lauschte völlig ungläubig anderen Müttern, die noch Zeit und Energie hatten, ihren Kindern selbst Strampler zu nähen oder duschen gehen konnten, während ihr Kind im Badezimmer auf einer Decke lag! Ich war froh, wenn ich dazu kam, mir die Zähne zu putzen. Nicht jedes Kind ist gleich und auch nicht jede familiäre Situation: ich bin keine Rabenmutter, wenn ich meinem Kind auch mal Gläschennahrung gebe und es mir aus reinem Überlebenswillen hier und da etwas leichter mache. Es ging bei uns im ersten ¾ Babyjahr meist nicht um den Schwimmstil, sondern darum, nicht unterzugehen.
Ich habe die ganzen Klugscheisser-Kommentare zur Ernährung nicht gebraucht, ich bin seit 20 Jahren Vegetarier, habe immer leidenschaftlich gerne gekocht, mich mit gesunder Ernährung, Nachhaltigkeit und fairem Handel beschäftigt, jeden Dienstag kam die Biokiste ins Haus – doch Ihr könnt gerne mal vormachen, wie Ihr 5 Breimahlzeiten am Tag zubereitet, wenn Ihr ständig ein Baby mit stärkeren Bedürfnissen in der Trage vor Eurem Bauch geschnallt habt, Ihr völlig übermüdet seid und Rückenschmerzen habt. Wer da noch ständig den Pürierstab schwingen kann, ist entweder Masochist oder übernatürlich.
Auch den Tipp der Kinderärztin, unseren Sohn zum Einschlafen schreien zu lassen, hätte ich nicht gebraucht. Tatsächlich habe ich von vielen Kinderärzten auch im Netz genau diesen Ratschlag gelesen. Gott sei Dank habe ich zu dem Thema viel recherchiert und weiss, dass dieses Vorgehen allen heutigen Erkenntnissen der frühkindlichen Neurologie, Psychologie und Bindungstheorie widerspricht. Ausserdem fühlt es sich für jeden halbwegs sensiblen Menschen völlig falsch an, sein kleines Baby allein zu lassen und nicht auf sein Rufen zu antworten. Mit solchen Ratschlägen ist Niemandem geholfen, es gibt den Eltern nur wieder das Gefühl, etwas falsch zu machen. Denn hätte man sein Baby nicht so verwöhnt, hätte man jetzt nicht die Quittung, dass es nicht alleine einschlafen kann. Herzlichen Glückwunsch, Sie sind durchgefallen – Setzen. Sechs.
Natürlich bin ich ein mündiger Mensch, der für sich und sein Baby selbst verantwortlich ist. Doch es ist frustrierend, wenn man von so vielen Personen, die einem im verrückten Babykosmos helfen sollten, nur weiter geschwächt wird. Vielleicht macht Ihr es beim nächsten Mal besser und versucht den Menschen in seiner individuellen Situation zu sehen. Ihr seid die Fachleute, an die man sich wendet, wenn man Fragen und Probleme hat. Ich habe so viele unfassbare Kommentare von anderen aus meinem Umfeld zu unserem Kind bekommen – ein paar Highlights:
“Er ist vielleicht so unruhig, weil Du so viel Sport in der Schwangerschaft gemacht hast.”
“Nimm ihn nicht gleich hoch, wenn er weint – Du verwöhnst ihn. Da musst Du Dich nicht wundern, wenn er auf Dich fixiert ist.”
“Die Kleinen wissen genau, wie sie uns manipulieren können.”
Bei all dem Quatsch, den man als frischgebackene Mutter so zu hören bekommt, solltet IHR diejenigen seid, die mich in meiner neuen Rolle stärken – oder wenigstens nicht weiter runterzieht.
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Geburtsbericht
Unser gemeinsames Leben begann an einem furchtbar heißen Tag im Sommer. Ich bemerkte, dass sich irgendetwas anders anfühlte. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber irgendetwas hatte sich verändert. Ich bemerkte auch immer wieder ein zuerst leichtes Ziehen im Unterleib. So gegen 17 Uhr fing es an, dass dieses Ziehen, dass wenig später in Wehen mündete, immer regelmäßiger wurde. Schon Wochen vor der Geburt konnte ich nicht mehr richtig schlafen. Oft bin ich mitten in der Nacht ins Wohnzimmer gegangen und habe vergeblich versucht, auf der Couch weiterzuschlafen. Auch in dieser Nacht konnte ich nicht viel schlafen. In der Nacht haben wir bereits diese immer schlimmer werdenden Schmerzen mithilfe einer App getrackt. Allerdings waren die Abstände noch bei ca. 20 Minuten. Trotzdem sind wir nachts um 5 Uhr ins Krankenhaus gefahren, weil es mir echt nicht gut ging. Dort musste mein Mann im Auto warten, weil aufgrund der Corona-Pandemie keine Begleitperson bis zur tatsächlichen Geburt in den Kreißsaal durfte. Im Kreißsaal angelangt, schloss man mich erst einmal an den Wehenschreiber an. Und wie ich es mir schon dachte, sagte auch die Hebamme: „Die Wehen sind noch zu unregelmäßig.“ Also schickte sie uns wieder nach Hause, wo die Wehentätigkeit weiter zunahm. Das Ganze wurde immer stärker und schmerzhafter. Ich hatte schon zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, die Wehen veratmen zu müssen und versuchte, das im Geburtsvorbereitungskurs Erlernte umzusetzen. Es war weiterhin unfassbar heiß und ich sehnte mich nach einer Badewanne. Leider besitzen wir keine, sodass ich mich bestimmt sechsmal unter die Dusche gestellt habe, weil die Schmerzen dort immer etwas besser zu ertragen waren. Mir ging es schlecht, doch ich erinnerte mich an die Worte aus dem Geburtsvorbereitungskurs: „Man darf erst ins Krankenhaus, wenn die Wehen eine Stunde lang alle 5 Minuten kommen.“ Und sie kamen einfach noch nicht so regelmäßig. Selbst am späten Nachmittag kamen die Wehen noch nicht alle 5 Minuten – sondern mittlerweile alle 8 Minuten
- und zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja bereits schon fast 24 Stunden Wehentätigkeit. Um nicht wieder vom Krankenhaus nach Hause geschickt zu werden, rief ich meine Hebamme in einer kurzen Wehenpause an und schilderte meine Situation. Ich sagte, dass ich mich an ihre Worte aus dem Geburtsvorbereitungskurs erinnerte: „Wenn ihr mich anruft und noch sprechen könnt, dann ist es noch zu früh, um ins Krankenhaus zu fahren.“ Und sie erwiderte: „Ja, da hast du doch deine Antwort.“ Doch wenig später entschieden mein Mann und ich, dieser Aussage zu trotzen und uns auf den Weg ins Krankenhaus zu machen. Es war inzwischen 17 Uhr. Der lang andauernde Schlafmangel, die Sommerhitze, die Schmerzen – ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich ausgelaugt und ich hatte das Gefühl, die Schmerzen nach dem langen Zeitraum nicht mehr allein bewältigen zu können. Erneut musste mein Mann im Auto warten und ich stand schon wieder im Kreißsaal und bat um Hilfe und insbesondere um Schmerzmittel. Leider habe ich kein Schmerzmittel bekommen, weil man mich zuerst an das CTG anschließen wollte. Das CTG war mit den Schmerzen nur sehr schwer zu ertragen und im Wehenschreiberzimmer war ich dann auch insgesamt über eine weitere Stunde allein, bis endlich eine Hebamme kam und mich untersuchte. Laut ihrer Aussage sei zufällig im Moment der Untersuchung meine Fruchtblase geplatzt, sodass ich deswegen – „obwohl die Wehen noch nicht alle 5 Minuten kommen“, so die Hebamme – bleiben durfte und den letzten verfügbaren Kreißsaal bekam. Ich bat erneut um Schmerzmittel, doch man wollte mir zuerst den Kreißsaal vorbereiten. In der Zeit durfte ich – weil ich darum gebeten hatte – meinen Mann anrufen, dass er hochkommen darf. Nachdem ich 15 Minuten später einfach erneut nach Schmerzmittel gefragt hatte, gab man mir immerhin ein Zäpfchen, dass ich mir verabreichen sollte. Wenig später stellte ich aber fest, dass es mir nichts gebracht hat. Nach einer gefühlten Ewigkeit durften wir in den Kreißsaal. Die Wehen wurden stärker und ich wurde schwächer. Deshalb habe ich die diensthabende Hebamme gefragt, welche Schmerzmittel es außerdem noch gäbe und sie sagte, dass man eigentlich nur noch die PDA zur Verfügung hätte. Aus Angst, wie schlimm die Wehen wohl noch werden würden und vor Erschöpfung bat ich darum, dass man mir die PDA legt. Die Hebamme wollte sich darum kümmern und kam mit
einer Ärztin zurück, die mir zunächst einen Wehenhemmer verabreichte, und mir dann erklärte, was jetzt passieren würde und dass ich einen Katzenbuckel zu machen habe. Immer wieder wurde ich darauf hingewiesen, dass ich den Rücken runder machen sollte und dann wurde ich gefragt, ob ich früher viel Sport gemacht hätte, denn das würde man jetzt merken, weil im Rücken alles so straff wäre, dass sie mit der Nadel nicht hindurch käme. Insgesamt verbrachte man eine Dreiviertelstunde damit, dass man mir die PDA setzt. Es benötigte vier Anläufe und mehrere Betäubungsstiche. Danach folgte erstmal eine Entspannungspause. Mein Mann und ich lagen auf dem Krankenhausbett. Ich trank Cola, aß ein paar Snacks und entspannte mich, um für die Austreibungsphase Kraft zu tanken. Die meiste Zeit waren wir allein im Kreißsaal. Zwischendurch kam mal eine Hebamme und kontrollierte den Muttermund oder die Herztöne des Babys. Nach zwei Stunden sagte sie bei einer Untersuchung, dass sie jetzt mal mit einer Ärztin sprechen müsse, weil die Wehentätigkeit abnehmen würde und die Herztöne ihr Sorgen bereiteten. Sie bereitete mich sozusagen darauf vor, dass mir Oxytozin verabreicht werden müsse, damit das Kind natürlich auf die Welt kommen könne. Ich fragte, ob das wirklich notwendig sei und sie sagte „ja“. Und dann begann die Austreibungsphase. Wenn ich mich recht erinnere, ging es plötzlich so schnell, dass ich das Gefühl hatte, dass ich pressen muss und ich konnte es auch nicht aufhalten. Ich lag auf dem Rücken auf dem Bett und sagte bzw. schrie immer wieder, dass ich das ungemütlich finde. Ich hatte das Gefühl, dass die Presswehen nie wieder aufhören würden und schrie die gesamte Etage zusammen. Irgendwie war mir das sogar unangenehm, weil ich den anderen werdenden Müttern keine Angst machen wollte. Die Hebammen hätten mich ja theoretisch auch mal bestärken können und mir sagen können, dass ich das gut mache, aber stattdessen unterhielten die Damen sich darüber, dass sie eigentlich schon längst keine Schicht mehr hätten und schon in der zweiten Schicht arbeiten müssten. Dann hieß es plötzlich, dass man vom Kopf meines Kindes Blut abnehmen müsse, um irgendeinen Test zu machen. Ich habe mehrfach darum gebeten, dass man bitte die PDA nachspritzt und dass ich nicht auf dem Rücken liegen möchte, doch die Anwesenden sagten, dass erstmal der Test gemacht werden müsse. Leider brauchte auch das ganze vier Versuche, weil sie aus Versehen immer Fruchtwasser mit in der Probe hatten und das verfälscht wohl das Ergebnis. Also musste ich ohne Schmerzmittel und ohne so liegen zu dürfen, wie ich es wollte, eine weitere Dreiviertelstunde in dieser Position schreiend und völlig erschöpft verharren. Irgendwann sagte die Hebamme „Man sieht jetzt schon den Haaransatz.“ und ich dachte „Wie bitte?! Jetzt erst?! Von meinem Gefühl und den vielen Presswehen müsste doch bestimmt schon der halbe Kopf draußen sein! Wie soll ich das jemals schaffen?!“ Ich sollte das Köpfchen fühlen, aber ich hätte mir ehrlich gesagt mehr Motivation dadurch erhofft. Vielleicht war ich einfach schon zu erschöpft und ich fragte mich die ganze Zeit, warum meine Wünsche nicht respektiert werden, dass die PDA nachgespritzt wird oder dass ich eine andere Position einnehmen dürfe. Wenn das nicht möglich war, warum hat mir das dann nicht einfach jemand erklärt? Diese Frage stelle ich mir bis heute. Nachdem der Test dann irgendwann mal erfolgreich war, sagte ich erneut, dass ich nicht mehr auf dem Rücken liegen möchte und die Hebamme sagte „Dann halt auf der Seite.“, was ich insgeheim auch nie wollte. Ich hatte mir immer vorgestellt – und das hatte ich beim Vorgespräch im Krankenhaus auch so geäußert – dass ich in der Badewanne gebären möchte oder im Vierfüßlerstand. Leider bekam ich den einzigen Kreißsaal ohne Badewanne und über die Gebärpositionen hatte mit mir auch niemand dort gesprochen, nicht einmal als noch Zeit war, das zu besprechen. Also lag ich gezwungenermaßen auf der Seite und sollte immer beim Pressen noch zusätzlich mein Bein anziehen. Entsprechend musste ich nicht nur pressen, atmen, schreien und zuhören koordinieren, sondern auch noch das Beinfesthalten. Nachdem ich irgendwann fest daran glaubte, dass das Ganze kein Ende mehr nehmen würde, versuchte ich mehrmals mit voller Wucht zu pressen und dann, mitten in der Nacht, nach ca. 33 Stunden Schmerzen, passierte es: Mit einem kräftigen Schubser, flutschte mein Baby in diese Welt hinein und der Hebamme fiel nichts Besseres ein als zu sagen: „Passen Sie auf! Jetzt hätten Sie mich fast getreten!“ Meine Mutter hatte immer zu mir gesagt: „Wenn du dein Kind in den Armen hältst, ist alles vergessen.“, doch mir war
sofort klar, dass ich dieses Erlebnis, diese Schmerzen, diese Hilflosigkeit, diese Tortur niemals, wirklich niemals, vergessen würde.
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Unsere Schreibaby-Geschichte
Nachdem wir zwei Stunden als frischgebackene Familie im Kreißsaal verbringen und das Bonding genießen durften, wurden wir auf das Zimmer gebracht. Es war mittlerweile 5:30 Uhr und ich hatte seit Tagen nicht geschlafen. Seit Tagen sanken die Temperaturen nicht unter 25 Grad und das sollte uns die nächsten Wochen auch noch weiterhin begleiten. Man sagte uns, dass man uns ein Kinderbettchen holen würde und so warteten wir darauf, dass wir alle drei uns von diesem Stress ein bisschen erholen konnten, aber es kam niemand. Wieder über eine Stunde später, so um 6:45 Uhr wurde das Kinderbett dann in unser Zimmer geschoben und wir versuchten alle drei, etwas zu schlafen. Von wegen! Um 7:30 Uhr ging dann schon wieder die Tür auf. Frühstück. Mindestens fünf Mal am Tag kamen irgendwelche Menschen ins Zimmer, um zu fragen, was wir essen möchten, um uns das Essen zu bringen oder um mich zu untersuchen oder um mein Kind zu untersuchen. Entspannung gab es nicht. Zudem war es ja auch weiterhin sehr sehr heiß im Krankenhauszimmer. Daher freute ich mich auf eine Dusche, aber leider kam aus der Leitung tagelang nur warmes Wasser heraus, sodass man sich nicht einmal unter der Dusche ein wenig Erfrischung verschaffen konnte. Nachts gab es auch keine Ruhe, denn in dieser Zeit hat unser Baby keine Ruhe gegeben. Schon im Krankenhaus hat es die Nacht zum Tag gemacht und hörte einfach nicht auf zu Schreien. Dass Babys schreien, wenn ihre Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind, war uns klar, aber dass es auch Babys gibt, die exzessiv schreien und nicht zu beruhigen sind – das war uns neu. Wir bemerkten also schon während der Krankenhauszeit, dass diese Art des Schreiens nicht das Schreien ist, das die meisten Eltern kennen. Als Erst-Eltern ist einem allerdings nicht ganz klar, ob man irgendetwas falsch macht oder ob man zu wenig Milch hat oder ob man sein Kind einfach nicht beruhigen kann oder ob man schlichtweg zu blöd ist, ein Kind zu bekommen, weil andere es ja schließlich auch hinbekommen. Fragen, die uns niemand beantwortet hat. Wir haben mehrfach die Hebammen gerufen, weil wir einfach nicht wussten, was wir noch machen sollten, aber eine Lösung hatten die auch nicht parat. Wir hätten uns gewünscht, dass sich einfach jemand mit uns hingesetzt hätte und gesagt hätte: „Ja, es gibt Babys, die mehr schreien als andere. Babys, die mit den vielen Reizen nicht zurechtkommen. Babys, die sehr sensibel auf jedes Licht, jeden Ton, jede Stimme, jede Farbe usw. reagieren. Babys, die sich erst viel später als andere Babys selbst regulieren können. Babys, die sehr viel mehr Aufmerksamkeit, Unterstützung und Geborgenheit einfordern als andere.“ Das alles mussten wir selbst herausfinden, was mit unfassbarer Mühe und herzzerreißendem Weinen und Schreien verbunden war, das wir oft noch verschlimmert haben, indem wir ihn ständig hektisch rumgetragen haben und versucht haben, ihn mit Spielsachen zu trösten. Es hätte uns früher jemand sagen können: „Das Beste, was ihr mit einem Schreibaby machen könnt, ist euch in eine reizarme Umgebung zu setzen und das Weinen mit Ruhe und Liebe zu begleiten.“ Wir hätten uns und unserem Baby einiges ersparen können. Stattdessen traute man sich monatelang nicht wirklich vor die Tür. Alles war ihm zu viel. Und so musste man sich von Familienmitgliedern Sprüche anhören wie „Die müssen sich ja jetzt nicht einigeln!“ oder „Babys schreien nunmal!“ oder der Klassiker „Das Kind hat bestimmt Hunger!“. In den ersten Wochen und Monaten habe ich alles Mögliche zum Thema „Schreibaby“ oder „High Need Baby“ im Internet recherchiert. Ich wollte uns Hilfe holen. Ich habe mehrfach meine Hebamme angesprochen, aber bis auf Sab Simplex, Carum Carvi Kümmelzäpfchen, Lefax, Bauchmassage, Fliegergriff usw. hatte sie keine Idee. Auch bei der Abschlussuntersuchung durch meine Frauenärztin war mein Baby auffällig und schrie die ganze Zeit. Die Sprechstundenhilfe wollte mich während der Untersuchung unterstützen und sagte: „Ich schockel das Kind schon für Sie!“. Schlimm, wenn man trotzdem noch sein Kind die ganze Zeit schreien hört. Am Ende sagte sie zu mir: „Holen Sie sich Hilfe.“ Toll. Wo denn?! Als Ausweg sah ich nur die immer wieder umworbene Schreiambulanz in einem Krankenhaus. Mit irgendjemandem musste ich doch darüber sprechen können. Ich war sehr gespannt auf meinen Termin dort. Drei Personen saßen mir gegenüber. Aus psychologischer Sicht kann das doch eigentlich schon gar nicht
sinnvoll sein. Statt eine vertrauensvollen Atmosphäre zu schaffen, fühlte man sich hier wie bei einem Verhör, aber weil ich ein offener Mensch bin, sollte mir das auch egal sein. Ich wollte jetzt schließlich meine Hilfe haben. Es kamen Aussagen wie: „Sie müssen ja jetzt nach 10 Wochen noch nicht einkaufen gehen.“ oder „Sie erscheinen uns schon ziemlich belastet.“ oder „Teilen Sie sich das Leid mit Ihrem Partner oder den Großeltern.“ Super. Dafür dass Menschen dorthin gehen, die kurz davor sind, ihr Kind zu schütteln (und so weit waren wir zum Glück nie), fand ich diesen Termin sehr ernüchternd. Wieder war ich auf mich alleine gestellt. Mein Mann war ja schließlich arbeiten und die Nächte machte ich, bis auf längere Wachphasen, alleine. Kein Wunder, dass ich eine stressbedingte Gürtelrose bekommen hatte. Weder die Frauenärztin, noch die Kinderärztin, noch die Hebamme oder die Schreiambulanz des Krankenhauses haben mir ansatzweise geholfen. Niemand hörte zu. Nach vier Monaten hatten wir langsam das Gefühl, dass es jetzt vielleicht wieder besser werden würde, aber dann wurde es am Ende des fünften Monats sogar nochmal schlimmer. Daraufhin habe ich als letztes Mittel, dass mir einfiel, dann doch noch die Schreibabyambulanz von Daniela Schelling kontaktiert. ENDLICH hörte uns jemand zu! Endlich vermittelte mir jemand Sicherheit, Schutz und den Mut, mit meinem Schreibaby und seinen Gefühlen umzugehen. Seither wurde es stetig besser. Mit zunehmender Mobilität des Kindes und zunehmendem Selbstvertrauen der Mutter hat sich alles zum Besseren entwickelt. Mein Baby ist immer noch sehr viel sensibler als andere, findet schlechter in den Schlaf und braucht mehr Ruhepausen, aber er ist auch sehr viel zufriedener, unter anderem weil ich als Mutter jetzt ein besseres Verständnis von alledem habe. Es war ein steiniger Weg und bis heute bedauere ich die Tatsache, dass wir unseren Start als Familie nicht genießen konnten. Wenn ich andere Mütter mit ihren Maxi Cosis sehe, die im Café sind, bei irgendeiner Feier, bei Ikea oder in der Stadt denke ich immer: „Das wäre bei uns nicht möglich gewesen!“ Schade.